CO₂-Kälteanlage liefert umweltfreundliche Kälte für Bio-Lieferdienst in München

Der familiengeführte Lebensmittellieferdienst Lunemann in München baut komplett auf natürliche Kältemittel bei der Kälteerzeugung. Stetiges Wachstum machten einen Umzug in neue Räume notwendig und ermöglichten eine Neuausrichtung der Kälteanlage mit dem natürlichen Kältemittel CO₂. Heute produziert die neue Anlage umweltfreundlich Kälte, eine Photovoltaikanlage auf dem Dach unterstützt mit selbstproduziertem Strom und der vorbereitete Wärmetauscher wird demnächst die Warmwasserversorgung für die Büros übernehmen

Das 1983 von Jens und Anke Lunemann gegründete Familienunternehmen ‚Lunemann’s leckerer Lieferservice‘ wird heute von den Gründern und zwei Söhnen geführt und liefert Bio-Produkte an Kindergärten und Unternehmen in und um München. Seit einigen Jahren ergänzt ein stark wachsender Lieferservice für Privathaushalte das Serviceangebot.

Mehrere Faktoren sorgen seit Jahren für Wachstum – von einem massiven Einbruch zu Beginn des ersten Corona-Lockdowns in 2020 abgesehen – und machten eine Erweiterung der Lagerflächen notwendig. Einerseits steigt die Nachfrage nach Bio-Produkten in der Gemeinschaftsverpflegung, andererseits bringt das zweite Standbein Lieferservice an Privathaushalte stark wachsende Zahlen. Nicht zuletzt hat Corona insbesondere im privaten Bereich die Attraktivität einer Lieferung bis vor die Haustüre erhöht und dadurch bei manchem Bio-Lieferdienst sogar zu Neukunden-Aufnahmestops und Lieferengpässen geführt.

Benedikt und Jonas Lunemann setzen auf das natürliche Kältemittel CO₂

Klassische HFKW-Anlage oder umweltfreundliche CO2-Anlage?

Lunemanns kühlen seit März 2021 mit einer CO2-Kälteanlage von SCM Frigo, geplant und umgesetzt vom Schwesterunternehmen und Vertriebspartner BEIJER REF Deutschland. „Dabei hatten wir zuvor zwei unterschiedliche Optionen erwogen“, berichtet Benedikt Lunemann, der im Unternehmen für den Bereich Einkauf und Logistik zuständig ist: „Zunächst überlegten wir den kompletten Neubau eines Kühllagers am bisherigen Standort, haben aber parallel auch einen Umzug an einen neuen, geeigneten Standort in Betracht gezogen.“ Im Laufe der Planung und Standortsuche sind die Lunemann-Brüder dann auf Räumlichkeiten gestoßen, die lange Jahre als Tiefkühllager für Eiscreme gedient hatten. „Die Räume, tiefkühltauglich isoliert, boten zudem die Chance, auf dem Dach – vom Eigentümer des Gebäudes investiert – eine Photovoltaikanlage zu installieren,“ freut sich Jonas Lunemann, zuständig für den Vertrieb und das Marketing und ergänzt: „Das passt hervorragend zu unserem Ansatz einer nachhaltigen Entwicklung.“

Die CO2-Kälteanlage von SCM Frigo

Neuland Kältetechnik für den Lebensmittelhandel

Im Zuge der gemeinsamen Planung mit dem Kälteanlagenbauer beschäftigten sich die Lunemanns erstmals tiefer mit der Kälte-Thematik und ließen sich von der Firma Friess aus München die möglichen Optionen aufzeigen. „Mit unserer Kälteinfrastruktur, die im Hintergrund reibungslos funktionierte, haben wir uns zuvor nicht auseinandergesetzt. In der Regel bekommt etwas erst dann Aufmerksamkeit, wenn‘s nicht läuft oder, wie in unserem Fall, wenn notwendige Veränderungen anstehen“, so Jonas Lunemann.

In der Tat beschäftigen sich insbesondere kleine Lebensmittel- und Bio-Läden oft gar nicht mit dem Thema nachhaltiger Kühlung, weiß Dr. Matthias Schmitt, Geschäftsführer des Bundesinnungsverbands des Deutschen Kälteanlagenbauerhandwerks BiV: „Kleinere Läden übernehmen öfter Bestandsmärkte und damit auch die gesamte Infrastruktur, ohne sich über eine nachhaltige, umweltfreundliche und energieeffiziente Kälteproduktion auch nur im Geringsten Gedanken zu machen“, so Schmitt. So lange das System läuft, wird es schlicht nicht wahrgenommen. Dabei wäre kritisches Hinterfragen durchaus angebracht.

Bei der Kälteanlage handelt es sich um den SCM CO₂-Lean Line Booster für den Innenbereich

Nachhaltige, langfristige Lösung

Bei Lunemanns zeigte die Firma Friess die Möglichkeiten einer Kühlanlage mit CO2 als natürlichem Kältemittel im Vergleich zu einer herkömmlichen HFKW Anlage auf. „Unsere Entscheidung für eine nachhaltige CO2-Anlage von SCM war im Grunde eine einfache und schnell getroffene Entscheidung, denn wir wollten eine langfristige, nachhaltige und risikofreie Kälte-Lösung. Hauptgrund war, dass wir uns für ein zukunftsfähiges Kältemittel entscheiden wollten, um nicht in ein paar Jahren ein böses Erwachen zu erleben und plötzlich unsere Anlage nicht mehr betreiben zu dürfen.“

Nino Lindner von Friess-Technik in München, Projektleiter bei Lunemanns, erinnert sich: „Ich habe mich in das Thema intensiv eingearbeitet. In den meisten Fällen besteht für die Planungs- und Bauphase eine sehr intensive Partnerschaft zwischen Betreiber, Anlagenbauer, Hersteller und dem Großhandel. Kleine Anlagenbauer ohne eigene Planungsabteilungen werden intensiv vom Großhandel und den Herstellern mit Know-how sowie Planungsunterstützung bei der Auslegung der Anlage unterstützt.“ Heute, nachdem die Anlage bei Lunemanns reibungslos läuft, sagt Lindner: „Mit den positiven Erfahrungen dieser Anlage und dem bei uns im Hause erworbenen Know-how wird bei uns zukünftig das Thema CO2 aber auch anderen natürlichen Kältemitteln, also beispielsweise Propan, eine noch größere Rolle spielen.“

Förderung durch die Bafa

Zu guter Letzt gab bei Lunemanns aber auch die entsprechende Förderung der Bafa (Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle) für eine CO2-Lösung mit den Ausschlag. „Die Förderung von 15 Prozent der Gesamtinvestition ist sehr attraktiv und der Antrag war von uns in 15 Minuten in Grundzügen erstellt. Unser Kälteanlagenbauer komplettierte die notwendigen technischen Angaben in knapp zwei Stunden“, sagt Benedikt Lunemann und fügt hinzu: „Nach zwei Monaten erhielten wir die Förderzusage und konnten mit der Umsetzung beginnen.“

Fazit

Eine räumliche Veränderung ist oftmals die Initialzündung für die Erneuerung eines bestehenden Kälte-Systems im Lebensmittelhandel. Dabei lohnt sich der Blick auf bestehende Systeme schon alleine aus Umweltgründen und ist auch zur Risikovermeidung nötig. Laut F-Gasverordnung der EU zur Begrenzung der Treibhausemissionen bis 2050 werden sukzessive fluorierte Kältemittel mit hohem Treibhauspotential verboten (Nachfüllung oder Verwendung) und durch alternative, natürliche Kältemittel ersetzt. Hilfestellung bei der Vorab-Informationsfindung bietet unter anderem die EU-Initiative RefNat4LIFE sowohl für Kälteanlagenbauer wie auch für Ladenbetreiber. Beide finden bei Herstellern und dem Großhandel weitere Planungshilfen, um rechtzeitig die Weichen bei der Kälteproduktion zukunftssicher zu stellen.

Technische Daten

  • SCM CO2-Booster Anlage mit vorbereiteter Wärmerückgewinnung (Abwärme)
  • Leistung Tiefkühlung Kühlzelle mit 150 m2 (bei ca. 6 m Höhe) 26 kW (-20 °C)
  • Leistung Normalkühlung 2 Kühlzellen mit 370 m2 (bei gesamt ca. 6 m Höhe) mit gesamt 60 kW (1 x 2-4 °C, 1 x 6-8 °C)
  • Drei BITZER ECOLINE CKHE4 CO2-Hubkolbenverdichter
  • Zwei BITZER OCTAGON SL CO2-Hubkolbenverdichter in Baugröße CH1

Neuer CO2-Hubkolbenverdichter von BITZER

Markttrends zeigen eine steigende Nachfrage nach industriellen Kälteanlagen mit höheren Kälteleistungen und der Möglichkeit, CO2 als Kältemittel einzusetzen. Bisher mussten Projekte mit erforderlichen Kälteleistungen von mehr als 5 MW in mehrere Einzelsysteme aufgeteilt werden. Um dem Trend zu größeren Leistungen gerecht zu werden, hat BITZER seine CO2-Hubkolbenverdichter um zwei neue 8-Zylinder-CO2-Verdichter mit Fördervolumina von 69,4 und 99,2 m3/h ergänzt. Diese Verdichter der CKHE7 Baureihe sind mit verschiedenen intelligenten Funktionen und einer weiterentwickelten Version der mechanischen Leistungsregelung VARISTEP ausgestattet. Sie werden am BITZER Standort Schkeuditz gefertigt.

Der neue CO₂-Verdichter BITZER CKHE7

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